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Im Restaurant: Wie Ihr Date Ihre Speisen- und Getränkewahl beeinflusst

Findet sie ihn attraktiv, entscheidet sie sich eher für gesunde Speisen mit hohem Obst- und Gemüseanteil. Findet er sie anziehend, versucht er, ihr mit exklusiven Getränken und teuren Speisen zu imponieren. So lassen sich die Ergebnisse mehrerer Experimente an der schwedischen Karlstad-Universität in aller Kürze zusammenfassen.

Auf die Entscheidung, was und wieviel im Restaurant gegessen wird, nehmen viele Faktoren Einfluss. Neben individuellen und gesellschaftlichen Aspekten hat auch das Unbewusste eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Vor kurzem berichteten wir, wie die Figur des Servicepersonals das Bestellverhalten beeinflusst. In seinem aktuellen Beitrag in der Fachzeitschrift Food Quality and Preference beschreibt Tobias Otterbring nun, welchen Einfluss die Attraktiviät des Gegenübers auf die Speisen- und Getränkeauswahl hat.

An der Studie nahmen insgesamt 530 Studentinnen und Studenten teil. Im Rahmen von fünf Experimenten zeigte Otterbring seinen Probanden unter anderem Fotos vom jeweils anderen Geschlecht. Die Studentinnen und Studenten wurden gebeten, die Attraktivität der abgebildeten Personen zu beurteilen. Danach folgten Fragen darüber, wie viel Geld sie für verschiedene Lebensmittel und Getränke ausgeben würden. Obwohl die Fragen für die Probanden selbst nicht in einem direkten Zusammenhang zu stehen schienen, gehen Wissenschaftler davon aus, dass der kurze Anblick eines in den eigenen Augen attraktiven Menschen genügen kann, das Antwortverhalten zu verändern.

Tatsächlich stieg mit der Attraktivität des Mannes das Verlangen der Frauen, mehr Geld für gesunde Lebensmittel auszugeben. Dies galt insbesondere für Frauen mit einem stark kontrollierten (restriktiven) Essverhalten. Im Gegensatz dazu zeigten Männer unter den selben Versuchsbedingungen kein gesteigertes Interesse für gesunde Speisen und Getränke. Stattdessen führte der Anblick einer ihrer Ansicht nach schönen Frau zur Bevorzugung teurer Speisen und Getränke. Dieser Effekt ließ sich auf den Wunsch, die eigenen finanziellen Möglichkeiten zu präsentieren, zurückführen. Interessanterweise wurden keine Änderungen in der Zahlungsbereitschaft für Speisen und Getränke festgestellt, wenn die Probanden attraktive Bilder von Menschen desselben Geschlechts sahen.

Die Ergebnisse gehen konform mit evolutionären psychologischen Theorien der Partnerwahl, erläutert Otterbring. In der Forschung wird berichtet, dass Männer mehr die Schönheit und Gesundheit einer potentiellen Partnerin schätzen, während Frauen mehr auf den Status und Wohlstand eines potentiellen Partners achten. Demnach können attraktive Menschen des anderen Geschlechts ein Konsummuster auslösen, das den männlichen Partnerpräferenzen ihres Gegenübers entspricht. Frauen unterstreichen ihre körperliche Fitness, Männer ihre soziale Stellung.

Dr. oec.troph. Christina Bächle, 22. Juni 2017