Adipositas Spektrum

Abnehmen lohnt sich – immer wieder


Oft hört man Argumente, dass Diäten nur dicker machen und wiederholte Versuche abzunehmen sogar schädlich für den Stoffwechsel sind und die Gesundheit ruinieren.

Dahinter steht die Vor­stel­lung, dass der Körper durch Diäten gelernt hat mit weniger Energie aus­zu­kommen oder die Nahrung besser zu verwerten. Tatsächlich verwertet der Körper die Nahrung aber immer gleich. Mit einer Diät verliert der Körper allerdings Muskelmasse.

Dieser Verlust kann bei einer wenig planvollen Reduktionsdiät bis zu 40 Prozent des reduzierten Gewichts betragen und den Grundumsatz deutlich absenken. Hinzu kommt, dass bei einer sehr radikalen Diät der Körper in der Lage ist über die Schilddrüse den Stoffwechsel abzusenken, um diese „Hungerperiode“ zu überstehen. Wird nach der Diät wieder normal gegessen, kommt der Körper mit weniger Kalorien aus und nimmt trotzdem an Gewicht wieder zu. Der JoJo-Effekt ist eingetreten.

Sind Gewichtsschwankungen gesundheitsschädlich?
Wie ist aber das Auf und Ab beim Gewicht einzuschätzen, und welche Auswirkungen auf die Gesundheit hat eine solche Gewichtsfluktuation? Anfang der 1990er Jahre erschienen einige Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften, die den Verdacht nahe legten, dass bei Personen, deren Gewicht nach Diäten zyklisch auf und ab schwankte, gesundheitliche Probleme auftraten und sogar die Sterblichkeit erhöht war. Allerdings gingen diese Studien nicht gezielt der Frage nach den Auswirkungen von Gewichtsschwankungen nach, sondern die Ergebnisse beruhten auf Auswertungen, die beiläufig im Rahmen anderer Untersuchungen entdeckt wurden und mehr Fragen aufwarfen als Antworten gaben.

Die systematische Suche nach möglichen Risiken durch wiederholte Gewichtszunahme und -abnahmen erbrachten hingegen keine Hinweise dafür, dass dadurch dauerhafte hormonelle, metabolische oder hämodynamische Veränderungen oder gar Organschäden eintreten. Darüber hinaus zeigten Untersuchungen der letzten Jahre, dass sich auch das Diabetesrisiko oder das Hypertonic-Risiko durch Gewichtsschwankungen nicht erhöhte.

Ein Experiment schafft Klarheit
Dies bestätigte ein Tierexperiment, das kürzlich auf der Fachtagung der Endokrinologen vor­ge­stellt wurde. Dabei wurden direkt drei Tiergruppen verglichen: Eine erhielt lebenslang eine fett­arme Kost, eine Gruppe erhielt hingegen lebenslang fettreiche Ernährung und die dritte Gruppe wechselte zwischen den Kostformen hin und her, immer verbunden mit Gewichtszunahmen und -abnahmen, aber auch mit Schwankungen von Blutzuckerwerten und Entzündungsparametern.

Während die Tiere, die lebenslang fettreich ernährt wurden, tatsächlich früher starben, lebten die Tiere mit dem JoJo-Effekt genauso lange, wie die Tiere, die lebenslang fettarm und gesund lebten.

Die Auswertungen bestätigten die Erkenntnisse aus vielen anderen Untersuchungen: das gesund­heit­liche Risiko wird durch die Höhe des Gewichts und die Ver­teilung der Fett­masse bestimmt. Darüber hinaus führt bereits ein mode­rater Gewichts­verlust, verbunden mit langfristiger Um­stel­lung der Lebens­gewohn­heiten zu er­heb­lichen Ver­besse­rungen der gesund­heit­lichen Situation.

Und es lohnt sich immer wieder – auch nach einem Miss­erfolg – erneut einen Ver­such zur Gewichts­ab­nahme zu starten. Denn alle Daten sprechen dafür, dass ein gerin­geres Gewicht zu mehr Gesund­heit und Wohl­befinden führen.

Heft 4, 2011

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