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Figurfalle: Lebensmittel nicht hungrig einkaufen

Leerer Magen verführt zu kalorienhaltigen Einkäufen

Wissenschaftler der amerikanischen Cornell-Universität warnen: Wer auf seine Figur achten möchte, sollte nicht hungrig einkaufen gehen. Denn bei leerem Magen landen schnell ungesunde Kalorienbomben im Einkaufswagen.

In einer Reihe von Studien untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Sättigungsgrad und dem Einkaufsverhalten von Männern und Frauen. Das erste Experiment fand unter Laborbedingungen statt: Nach einer fünfstündigen Nahrungskarenz erhielten 34 Probanden Weizencracker bis zur Sättigung, die anderen Probanden mussten weiterhin fasten. Anschließend kauften alle Teilnehmer in einem virtuellen Onlineshop Lebensmittel ein. Im Angebot waren kalorienreiche und kalorienarme Nahrungsmittel. Zu jedem kalorienreichen Lebensmittel war eine gesündere Alternative verfügbar. Um eine Beeinflussung durch Preise auszuschließen, wurden diese nicht genannt.

Bei der Auswertung dieses Experiments zeigte sich, dass die Teilnehmer beider Gruppen ungefähr gleich viele Lebensmittel ausgewählt hatten. Allerdings gab es deutliche Unterschiede bei der Art der Lebensmittel, die virtuell eingekauft wurden: Die gut gesättigten Einkäufer entschieden sich überwiegend für Obst und Gemüse sowie Hühnchenfleisch. Dagegen enthielten die Warenkörbe der hungrigen Probanden deutlich mehr Süßigkeiten, salzige Snacks und rotes Fleisch.

Gelten diese Ergebnisse auch für die reale Welt? Um diese Frage zu klären, wechselten die Wissenschaftler für ihr nächstes Experiment vom Labor in ein reales Lebensmittelgeschäft und untersuchten die Einkaufskörbe von „echten“ Kunden. Aus einer früheren Studie ist bekannt, dass Kunden, die zwischen 13 und 16 Uhr Lebensmittel einkaufen, meist relativ gut gesättigt sind, während der Hunger zwischen 16 und 19 Uhr zunimmt. Von dieser Beobachtung ausgehend verglichen die Wissenschaftler die Lebensmitteleinkäufe von Menschen, die am frühen oder späten Nachmittag einkauften.

82 Lebensmitteleinkäufe wurden auf diese Weise analysiert. Das Ergebnis bestätigte die Beobachtungen des Laborversuchs: Die Kunden, die am frühen Nachmittag Lebensmittel einkauften und damit als satt eingestuft wurden, kauften weniger kalorienreiche Produkte als diejenigen, die am Spätnachmittag ihre Einkäufe erledigten: Am frühen Nachmittag betrug das Verhältnis zwischen niedrig- und hochkalorischen Lebensmitteln 4:1, d.h. jedes fünfte eingekaufte Lebensmittel war hochkalorisch. Später am Nachmittag stieg das Verhältnis auf 2,5:1.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Beeinflussbarkeit der Lebensmittelauswahl evolutionär erklärbar ist. In früheren Zeiten war es überlebensnotwendig, nach einer längeren Fastenperiode kalorienreiche Nahrungsmittel aufzunehmen. Dementsprechend steigt in Hungerphasen die Aktivität des Belohnungszentrums im Gehirn. Dies gilt insbesondere dann, wenn kalorienreiche Lebensmittel ins Blickfeld geraten. Ähnliche Ergebnisse wurden bereits letztes Jahr veröffentlicht, allerdings war die Fastenzeit der Probanden mit 18 Stunden damals mehr als dreimal so lange wie in der hier beschriebenen Studie.

Um den Verlockungen im Supermarkt und dessen Folgen zu entgehen, wird daher empfohlen, vor dem Supermarktbesuch ggf. eine Kleinigkeit zu essen und im Vorfeld einen Einkaufszettel zu erstellen.

Christina Bächle, 18. Juli 2013


Quelle:
P. Wansink, A. Tal (2013: Fattening Fasting: Hungry Grocery Shoppers Buy More Calories, Not More Food. JAMA Internal Medicine, Online-Vorabveröffentlichung.